Blockchain – Hype, oder schon beim Kunden angekommen?

Der Text entstand in Zusammenarbeit von Adi Hadzimuratovic und Stefan Huber, erschienen im destination.report 2018

Ist Bitcoin relevant für die Tourismus-Industrie?

Kryptowährungen sind jung, teils verspielt, zugleich milliardenschwer und kaum noch zu bremsen. Urgestein und Platzhirsch ist der Bitcoin. Die digitale Währung gab den Startschuss für eine neue Ära des Zahlungsverkehrs und hat sich in Windeseile rund um den Globus ausgebreitet.

Keine Banken, keine staatliche Einmischung: durch den Wegfall der klassischen Intermediäre entstehen neue Wirtschaftssysteme, welche die Grundfeste des Finanzsystems hinterfragen. Ich selbst betreibe privat zum Spaß „Bitcoin-Mining“ mit ausrangierter Hardware – Spielzeuge der Nerds eben ;-). Allerdings ist das Thema Kryptowährungen noch lange nicht im Mainstream angekommen und daher für die touristischen Produkte, die wir unseren Gästen anbieten, noch irrelevant. Viel spannender in diesem Zusammenhang ist die Blockchain Technologie, die hinter Bitcoin steckt.

Was ist das Besondere an Blockchain?
Aus technischer Sicht handelt es sich hier um eine verteilte Datenbank. Diese wurde per Design dezentral, sicher und nicht mehr veränderbar konzipiert.

Viele Computer (=Knoten) arbeiten hierbei in einem Netzwerk zusammen wobei alle Informationen (=Blöcke) automatisch als Kopie auf jedem einzelnen Computer wieder gespeichert werden. Je mehr Knoten in der Blockchain zusammenarbeiten, umso sicherer werden die Informationen vor Datenverlust und -manipulation geschützt. Nehmen wir einmal an, dass ein Knoten durch einen Hacker mit einer gefälschten Hotelbuchung manipuliert wurde. Alle anderen Knoten würden diese sofort identifizieren können, da sie über die Original-Informationen verfügen. Es müsste hier der Hackerangriff auf alle Knoten der Blockchain gleichzeitig erfolgen. Bei Blockchains mit mehreren tausenden Computern ist dies nicht mehr möglich. Die Blockchain ist also die technische Garantie für „Was passiert ist, ist passiert“ und perfekt dafür geeignet Informationen wie Transaktionen von Banküberweisungen oder online Buchungen zu speichern.

Warum ist das auch im Tourismus-Sektor interessant (abseits von potentiellen Bezahlarten durch Kryptowährungen)?

Alle Prozesse bei denen eine Vertragsbeziehung abgewickelt wird, sollte beleuchtet werden. Bei einer typischen online Buchung eines Hotelzimmers sind im Mittel

1-10 Intermediäre beteiligt. Über die Blockchain könnte der Gast wirklich direkt (!) beim Hotel buchen. Das erhöht die Margen beim Hotel, eliminiert Überbuchungen und schafft Vertrauen und Sicherheit. Gästebewertungen könnten ebenfalls in der Blockchain abgelegt werden und so die Echtheit garantiert werden. In diesem Zusammenhang sind auch Smart Contracts interessant. Diese ermöglichen automatisierte Verträge, die bei bestimmten Ereignissen selbstständig in Kraft treten. So ein Smart Contact könnte beispielsweise eine Pauschalreise komplett abbilden.

Alle Vertragspartner wie der Kunde, Airline, Autovermietung, Hotel, Bootsverleih etc. sind hier zusammengefasst und perfekt abgesichert.

Gibt es bereits Startups die Blockchain für den Tourismus-Bereich einsetzen?

Wie bei allen neuen Technologien tummeln sich Startups und etablierte Anbieter gleichermaßen auf der Suche nach dem „Next Big Thing“. Webjet und Microsoft arbeiten gerade an einer touristischen Blockchain. Startups wie Winningtree oder Lockchain schaffen neue Buchungsplattformen ohne Intermediäre. Meine Empfehlung ist hier erst einmal abwarten und den Mehrwert hinterfragen. Investieren Sie nicht in Hype-Technologien, sondern in fertige Produkte!

Hat sich die Blockchain bereits in anderen Industrien bewährt?

Nein, aber sehr spannende Projekte lassen Großes erwarten und sind finanziell gut aufgestellt.

Welche Branchenzweige des Tourismuses haben besonderen Drang sich mit dem Thema zu beschäftigen? (Wer ist gefährdet durch Disruption?)

Zum einen natürlich alle Intermediäre, da hier grundlegend deren Geschäftsmodelle auf dem Spiel stehen. Zum anderen alle Leistungsträger wie Hotels, Freizeiteinrichtungen usw. Diese können konsequent ihre 1:1 Kundenbeziehung weiter ausbauen und auf ihrer Webseite buchbare Leistungen anbieten und auf ein zentrales Buchungssystem verzichten.

Wie bereitet man sich am besten auf die anstehenden Disruptionen vor?

Gar nicht! Entweder ist das Thema Digitalisierung integraler Bestandteil in der Strategie im Unternehmen oder eben nicht. Wenn das „Mindset“ der Geschäftsführung und aller Mitarbeiter passt, bestehen genügend Freiräume mit neuen Technologien zu experimentieren und darauf zu reagieren. Gerne kanalisieren und beschleunigen wir als Plattformanbieter diese Prozesse mit unseren Produkten.

Wo findet man mehr Informationen zu den Themen?

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